Passivhaus on Tour Mellau - Rückblick

Die Passivhaus Tour geht weiter! Am 10. Oktober fand ein informationsreicher Workshop zu der wunderschönen neuen Passivhaus Büro- und Wohnanlage "In der Mellen" der Firma Morscher Bauprojekte GmbH statt.
Am 10. Oktober reisten zahlreiche Fachleute, Interessierte und Studierende über die Grenzen Vorarlbergs hinaus in die kleine, rund 1.300 Einwohner zählende Gemeinde Mellau im Bregenzerwald, um die Passivhaus-Büro- und Wohnanlage „In der Mellen“ der Firma Morscher Bauprojekte zu besichtigen.
Im Rahmen der Veranstaltung erwartete die Gäste ein hochkarätiges Programm mit elf Fachvorträgen führender österreichischer Expertinnen und Experten für energieeffizientes und nachhaltiges Bauen. Im Anschluss folgte eine ausführliche Gebäudebesichtigung sowie ein geselliger Ausklang mit regem Networking – ein Tag, der Fachwissen, Praxis und Austausch in idealer Weise vereinte.
Mit herzlichen und zugleich motivierenden Worten eröffnete Bürgermeister Tobias Bischofberger die Veranstaltung und hieß die Teilnehmenden in Mellau willkommen. Darauf folgte eine Präsentation der KEM-Region Mellau, Schnepfau, Bizau und Reuthe, in der KEM-Managerin Anita Hinterholzer die jüngsten Fortschritte und ambitionierten Ziele, ganz im Zeichen der Ansprüche an die Region vorgestellte.
Energieeffizienz im Holzbau
Ein besonderes Highlight war der inspirierende Vortrag von Univ.-Prof. Arch. DI Hermann Kaufmann, einem international renommierten Pionier des Holzbaus. Mit eindrucksvollen Beispielen aus Schule, Wohnbau und Büroarchitektur zeigte er, wie sich der Passivhausstandard harmonisch mit dem Werkstoff Holz verbinden lässt. Besonders hob er die ökologische Qualität des reinen Holzbaus, in Kombination mit den Grundlagen des Passivhausstandards hervor – auch im Hinblick auf Vorfertigung und Nachhaltigkeit.
Der Passivhausstandard im sozialen Wohnbau
Im Anschluss vermittelte Mag. Ing. Thomas Schöpf, Geschäftsführer der Wohnbauselbsthilfe, einen umfassenden Überblick über die Entwicklung des sozialen Wohnbaus in Vorarlberg. Er zeigte auf, wie sich der Passivhausstandard als wirtschaftlich tragfähige und zukunftssichere Bauweise bewährt hat und sprach sich klar für dessen breitere Anwendung aus.
Das Passivhaus als Symbol für Beständigkeit
Langjähriger Verfechter des Passivhausgedankens Arch. DI Martin Ploss präsentierte daraufhin mehrere Projekte, wobei er den Schwerpunkt auf Messdaten, energetische Kennwerte und reale Verbrauchswerte legte.
Ein besonderer Moment war der Beitrag von Dr. Wolfgang Feist, dem Gründer und Entwickler des Passivhausstandards. Er führte das Publikum gedanklich zurück zum ersten Passivhaus in Darmstadt-Kranichstein (1991) und zeigte auf, dass das Gebäude auch nach über 30 Jahren noch höchsten Komfort bei minimalem Energiebedarf bietet – ein eindrucksvoller Beweis für die Langlebigkeit und Zukunftsfähigkeit des Konzepts.
Im weiteren Verlauf rückte die Veranstaltung die technischen Komponenten des Passivhauses in den Fokus. Univ.-Prof. Rainer Pfluger stellte unterschiedliche Lösungen für die Wohnraumlüftung vor und erläuterte insbesondere die Kaskadenlüftung als effiziente Lösung auch bei schwierigeren Grundrissen. Anschließend präsentierte Philipp Rupp das innovative GeoAir-System, das auch in der Anlage „In der Mellen“ eingesetzt wird.
Von der Theorie zur Praxis – die Besichtigung
Zum Abschluss gaben die Hausherren Günter und Oliver Morscher persönliche Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Projekts, ihre Visionen und Erfahrungen. Ein kurzer Erfahrungsbericht eines Eigentümers – Inhaber eines Fahrradgeschäfts – leitete schließlich zur geführten Begehung der Anlage über.
Die Besichtigung begann im Dachgeschoss, wo die Besucher einen Blick auf die Lüftungsgeräte und die Dämmschicht werfen konnten. Danach ging es in eine Musterwohnung, deren hohe Qualität eindrucksvoll demonstrierte, dass sozialer Wohnbau heute in puncto Komfort und Hochwertigkeit mit Eigentumswohnungen konkurrieren kann. Im Technikraum im Keller wurden schließlich Wärmepumpe, GeoAir-Gerät und die Steuerung der Haustechnik über ein Gerät der Firma Varmeco vorgezeigt.
Fazit
Rekurrierend darf die Veranstaltung „Passivhaus on Tour“ in Mellau als gelungene Fortsetzung des ersten Events in Semriach bezeichnet werden. Das vielseitige Programm stieß auf großes Interesse, insbesondere während der Besichtigung wurden zahlreiche fachliche Fragen gestellt. Selbst eine Gruppe von Studierenden der Universität Innsbruck nahm die weite Anreise auf sich, um dieses zukunftsweisende Beispiel für nachhaltiges Bauen aus nächster Nähe zu erleben.
Wir freuen uns, erneut viele Interessierte begeistert zu haben und bedanken uns herzlich bei der Firma Morscher für die tatkräftige Unterstützung von Stunde 0 weg bis zum Ende der Veranstaltung, sowie auch bei allen Vortragenden für Ihre Zeit und Expertise!