Analyse von Stadtvierteln

Hal­bie­rung des Ener­gie­ver­brau­ches bis 2050 mög­lich
5. März 2019
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Bis 2050 ist die not­wen­di­ge Hal­bie­rung des En­d­ener­gie­be­darfs im ge­sam­ten Ge­bäu­de­sek­tor noch zu schaf­fen. Dies be­weist nun die Ana­ly­se ei­ner Groß­feld­ana­ly­se zwei­er je­weils vier Qua­drat­ki­lo­me­ter großer Stadt­tei­le.

Hier­zu ist al­ler­dings ei­ne kla­re Fo­kus­sie­rung auf den bes­ten ver­füg­ba­ren Baus­tan­dard so­wohl bei der ther­mi­schen Sa­nie­rung als auch beim Neu­bau kon­se­quent not­wen­dig. Hin­ge­gen führt selbst ei­ne Sa­nie­rungs­ra­te von 2,7 Pro­zent bei mä­ßi­ger ther­mi­scher Qua­li­tät nicht zur Er­rei­chung der Kli­ma­schutz­ver­pflich­tun­gen.

 

innsbruck-szenario_web
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Gra­fi­ken: 4 km²-Aus­schnit­te der Sze­na­rio­ge­bie­te von Inns­bruck und Wi­en-Pen­zing mit al­len ana­ly­sier­ten Pro­jek­ten der letz­ten 6 Jah­re. Ro­te Punk­te sind Pas­siv­häu­ser oder Ener­PHit-Sa­nie­run­gen. Gel­be Punk­te sind Sa­nie­run­gen mit 50% Ein­spa­rung oder we­ni­ger. Bei­de ex­em­pla­risch be­trach­te­ten Stadt­tei­le mit je­weils vier Qua­drat­ki­lo­me­ter Grö­ße ha­ben et­wa ei­ne ähn­li­che Ge­bäu­de­struk­tur mit 30.000 Ein­woh­ner und ei­ner Dich­te von 7.500 Be­woh­nern je km². Sie wei­sen durch den groß­vo­lu­mi­gen Wohn­bau ei­ne we­sent­lich hö­he­re Sa­nie­rungs­ra­te als üb­lich auf.

 

endenergieverbrauch_im_szenario-vergleich

Gra­fik: Bei­de Ge­bie­te Aus­gangs­la­ge 249 GWh/a En­d­ener­gie­ver­brauch (8.300 kWh/EW gem. Wr. Ener­gie­be­richt 2018).

 

Ener­ge­ti­sche Ver­bes­se­rungs-Maß­nah­men:
Ge­biet Pen­zing:    2,7% Sa­nie­rungs­ra­te mit 50% En­d­ener­gie­ein­spa­rung; Neu­bau in NEH-Stan­dard.
Ge­biet Inns­bruck: 2,1% Sa­nie­rungs­ra­te mit 80% En­d­ener­gie­ein­spa­rung; Neu­bau in PH-Stan­dard.
EEB = En­d­ener­gie­be­darf in GWh/a; BGF = Brut­to­ge­schoß­flä­che; Penz = Pen­zing; IBK = Inns­bruck

 

Bei die­ser bis­her größ­ten Feld­ana­ly­se von ins­ge­samt 390.000 Qua­drat­me­tern [m²] ther­misch sa­nier­ter Brut­to­ge­schoß­flä­chen [BGF] der letz­ten 6 Jah­re in zwei Stadt­tei­len von Wi­en und Inns­bruck er­gibt sich ei­ne ein­deu­ti­ge Hand­lungs­emp­feh­lung für die Um­set­zung ei­ner er­folg­rei­chen Wär­me­stra­te­gie für die Missi­on 2030. Die Gra­fik zeigt de­tail­liert die Ent­wick­lung der En­d­ener­gie­ver­bräu­che in Gi­ga­watt­stun­den pro Jahr [GWh/Jahr] auf, un­ter­teilt nach un­sa­nier­ter BGF, sa­nier­ter BGF und Neu­bau­zu­wachs BGF, für die bei­den mit vier Qua­drat­ki­lo­me­ter gleich großen Ge­bie­te in Pen­zing und Inns­bruck un­ter Wei­ter­füh­rung der bei­den en­ga­gier­ten, aber un­ter­schied­li­chen Stra­te­gi­en.

 

Sehr deut­lich kommt hier nun her­aus, dass trotz 2,7 Pro­zent Sa­nie­rungs­ra­te bei im Mit­tel nur 50 Pro­zent Ener­gie­ein­spa­rung und gleich­zei­tig Nied­rigs­t­ener­gie­haus-Stan­dard im Neu­bau die 2050 Zie­le zur Hal­bie­rung des Ener­gie­ver­brau­ches klar ver­fehlt wer­den. Die 2,7 Pro­zent ent­spre­chen den rund 220.000 m² er­fass­ten sa­nier­ten Flä­chen in Pen­zing in den rund letz­ten sechs Jah­ren. Un­ter der An­nah­me ei­ner gleich­blei­bend ho­hen Sa­nie­rungs­ra­te wä­re rein theo­re­tisch be­reits 2052 der ge­sam­te Ge­bäu­de­be­stand ther­misch sa­niert und um 50 Pro­zent ver­bes­sert. Al­ler­dings kann nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass sämt­li­che Ge­bäu­de ther­misch sa­nier­bar sind. Zu­gleich wird 2069 auf Grund des un­zu­rei­chen­den Nied­rigs­t­ener­gie­haus-Stan­dard der Neu­bau einen gleich ho­hen Ener­gie­ver­brauch in Sum­me auf­wei­sen wie der sa­nier­te Ge­bäu­de­be­stand.

 

Dem ge­gen­über kommt Inns­bruck "nur" auf ei­ne Sa­nie­rungs­ra­te von 2,1 Pro­zent, er­zielt je­doch mit im Mit­tel 80 Pro­zent Ener­gie­ein­spa­rung und kon­se­quen­ten Neu­bau in Pas­siv­haus-Stan­dard ei­ne Hal­bie­rung des Ener­gie­ver­brau­ches bis 2050. Au­ßer­dem kann auch da­nach noch wei­ter der Ener­gie­ver­brauch um bis zu 70 Pro­zent ge­gen­über 2014 ge­senkt wer­den, ob­wohl die Brut­to­ge­schoß­flä­chen um 54 Pro­zent an­wach­sen wer­den! Die 2,1 Pro­zent ent­spre­chen den rund 170.000 m² er­fass­ten und sa­nier­ten Flä­chen in Inns­bruck in den rund letz­ten sechs Jah­ren.

 

endenergieverbrauch_im_szenario-vergleich_mit_neubauzuwachs

Gra­fik: Ent­wick­lung des En­d­ener­gie­ver­brau­ches un­ter Mit­be­rück­sich­ti­gung des Zu­wach­ses aus dem Neu­bau­vo­lu­men für bei­de Ge­bie­te in Wi­en/Pen­zing und Inns­bruck
 

Un­ter Mit­be­rück­sich­ti­gung des En­d­ener­gie­zu­wach­ses durch das Neu­bau­vo­lu­men er­gibt sich für 2050 im Pen­zin­ger Sze­na­rio ei­ne Ein­spa­rung von 39 Pro­zent und im Inns­bruck-Sze­na­rio ei­ne Ein­spa­rung von 62 Pro­zent. Bis zum Jahr 2068 er­ge­ben sich Ein­spa­run­gen beim Ge­biet Pen­zing von 44 Pro­zent und im Ge­biet Inns­bruck von 77 Pro­zent. Im Pen­zing-Sze­na­rio wird 2050 der ge­rings­te En­d­ener­gie­ver­brauch er­reicht, da sich ab die­sem Zeit­punkt Ein­spa­run­gen aus wei­te­ren ther­mi­schen Zweits­a­nie­run­gen nach 40 Jah­ren und Zu­wäch­se durch das Neu­bau­vo­lu­men et­wa die Waa­ge hal­ten. Wäh­rend­des­sen kann im Inns­bru­cker Sze­na­rio bis 2062 der En­d­ener­gie­ver­brauch noch­mals er­heb­lich ge­senkt wer­den, ehe er sich dann auf sehr nied­ri­gem Ni­veau ein­pen­delt.

 

Im Inns­bruck-Sze­na­rio wer­den ne­ben dem Er­rei­chen der Kli­ma­schutz­zie­le und EU-Ver­pflich­tun­gen auch vie­le wei­te­re po­si­ti­ve Aspek­te er­zielt:

  • Vor­aus­set­zung für 100 Pro­zent er­neu­er­ba­re na­tur­ver­träg­li­che Ener­gie­ver­sor­gung
  • De­zen­tra­le Ener­gie­er­zeu­gung und Ener­gie­nut­zung oh­ne Be­las­tung der Net­ze
  • Best­mög­li­che Re­si­li­enz
  • Bes­ter Wohn­kom­fort durch per­ma­nent fri­sche Luft
  • Deut­lich ge­rin­ge­re Schad­stoff­be­las­tun­gen in In­nen­räu­men
  • Kos­ten­güns­tigs­te Ge­samt­lö­sung für das ge­sam­te be­trach­te­te Ge­biet
  • Ent­las­tung von Ener­gie-In­fra­struk­tur­kos­ten
  • Ho­he in­län­di­sche Wert­schöp­fung
  • Nach­hal­ti­ge Ein­nah­men für das Fi­nanz­mi­nis­te­ri­um
  • Über­füh­rung des Han­dels­bi­lanz­de­fi­zits in einen Han­dels­bi­lanz­über­schuss
  • Know-how Vor­sprung der ös­ter­rei­chi­schen Bau­wirt­schaft
  • Vor­aus­set­zun­gen für die Kli­ma­wan­de­lan­pas­sung
  • Kein kurz­fris­ti­ger Boom mit an­schlie­ßen­der Flau­te
     

Es zeigt sich al­so, dass die für einen er­folg­rei­chen Kli­ma­schutz not­wen­di­ge Hal­bie­rung des En­d­ener­gie­be­darfs im ge­sam­ten Ge­bäu­de­sek­tor bis 2050 noch zu schaf­fen ist. Hier­zu ist al­ler­dings ei­ne kla­re Fo­kus­sie­rung auf den bes­ten ver­füg­ba­ren Baus­tan­dard so­wohl bei der ther­mi­schen Sa­nie­rung als auch beim Neu­bau kon­se­quent not­wen­dig. Denn wenn wir auf höchs­te Ener­gie­ef­fi­zi­enz set­zen, dann kann der rest­li­che Ener­gie­be­darf auch tat­säch­lich mit Er­neu­er­ba­ren Ener­gie­trä­gern ver­sorgt wer­den.

 

Ti­tel­fo­to: Ener­PHit-Sa­nie­rung Bruck­ner Stra­ße der Neu­en Hei­mat Ti­rol in Inns­bruck; Cre­dits: LANG con­sul­ting

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