Energieeffizienz gepaart mit Erneuerbaren ist Schlüssel für Ende fossiler Wärmeversorgung

12. Dezember 2018
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Ein nachhaltiges Energiesystem ist nicht nur klimafreundlich, sondern stärkt die heimische Wirtschaft, reduziert die Preisrisiken und dient dem Schutz unserer Gesundheit. Das bestätigt der „Faktencheck Energiewende 2018/2019“, den der Klima- und Energiefonds und Erneuerbare Energie Österreich präsentierten. Bereits zum fünften Mal räumen die Herausgeber mit aktuellen Mythen rund um die Energieversorgung der Zukunft auf. Ein Schwerpunkt der aktuellen Ausgabe gilt dem Wärmesektor. Allerdings bleiben gewaltige Einsparungspotentiale ungenutzt und führen zu Lock In Effekten.

 

Oh­ne Wär­me­wen­de kei­ne Ener­gie­wen­de
„Die Au­gen der Welt­öf­fent­lich­keit sind der­zeit auf die Kli­ma­kon­fe­renz im pol­ni­schen Ka­to­wi­ce ge­rich­tet. Es geht um die Ent­schei­dung, ob der Kli­ma­ver­trag von Pa­ris mit Le­ben er­füllt und kon­kre­te Maß­nah­men be­schlos­sen wer­den kön­nen. Al­len ist klar: Die Kli­ma­ver­än­de­rung hat schon jetzt dra­ma­ti­sche Fol­gen. Nur durch ra­sches Han­deln kön­nen wir die Kli­ma­ka­ta­stro­phe ver­hin­dern“, be­tont Ing­mar Hö­barth, Ge­schäfts­füh­rer des Kli­ma- und Ener­gie­fonds. „Un­ser Fak­ten­check be­weist: Ei­ne tra­gen­de Rol­le kommt da­bei dem Wär­me­sek­tor zu. Die­ser ist mit 580 Pe­ta­joule für mehr als die Hälf­te des ös­ter­rei­chi­schen En­d­ener­gie­ver­brauchs ver­ant­wort­lich und wird zu knapp 60 Pro­zent bzw. 330 Pe­ta­joule von fos­si­ler Ener­gie ab­ge­deckt. Die Wär­me­wen­de ist da­her ein zen­tra­ler Bau­stein für ei­ne Ener­gie­wen­de im Sin­ne der Pa­ri­ser Kli­ma­zie­le.“
 

„Die Gra­fik (sie­he oben) macht sehr deut­lich, dass im Ge­gen­satz zur Ziel­er­rei­chung 100 Pro­zent er­neu­er­ba­rer Strom bei ei­ner 100 Pro­zent er­neu­er­ba­rer Wär­me­ver­sor­gung zehn­mal so viel an fos­si­len Ener­gie­trä­gern er­setzt wer­den müs­sen. Ei­ne wah­re Her­ku­le­s­auf­ga­be, die nur un­ter prio­ri­sier­ter Be­ach­tung der Um­set­zung der Ener­gie­ef­fi­zi­enz ei­ne Chan­ce auf Er­folg hat“, be­tont Gün­ter Lang, Lei­ter der Pas­siv­haus Aus­tria.
 

Wie wich­tig die Er­rei­chung des 1,5 Grad-Zie­les ist und mit wel­chen dras­ti­schen Kon­se­quen­zen ein glo­ba­ler Tem­pe­ra­tur­an­stieg von 2 Grad ver­bun­den ist, de­mons­triert der kürz­lich ver­öf­fent­lich­te Son­der­be­richt des IP­CC (In­ter­go­ver­n­men­tal Pa­nel on Cli­ma­te Change).

 

Er­neu­er­ba­re un­ter­lie­gen ge­rin­ge­ren Preis­ri­si­ken als Fos­si­le
„An­fang Ok­to­ber 2018 lag der Öl­preis der Sor­te Brent mit über 80 US$ pro Bar­rel so hoch wie seit drei Jah­ren nicht mehr. Die Aus­ga­ben für fos­si­le Im­por­te stei­gen seit ei­ni­gen Jah­ren wie­der. 2017 ha­ben wir in Ös­ter­reich brut­to 10,7 Mrd. Eu­ro für die Ener­gie­ein­fuhr aus­ge­ge­ben. Nach un­se­ren ak­tu­el­len Be­rech­nun­gen ist 2018 mit Im­port­kos­ten von über 12 Mrd. Eu­ro zu rech­nen“, un­ter­streicht Kli­ma- und Ener­gie­po­li­ti­k­ex­per­te Ge­org Güns­berg. „Durch die Wär­me­wen­de aus ther­misch op­ti­mier­ter Sa­nie­rung & Wech­sel auf Er­neu­er­ba­re Ener­gi­en könn­ten wir in Ös­ter­reich jähr­lich bis zu 7 Mrd. Eu­ro an Heiz­kos­ten spa­ren“. Dass ge­ra­de der Be­reich der Rä­um­wär­me großes Po­ten­ti­al für den Ein­satz von Er­neu­er­ba­ren und Ener­gie­ef­fi­zi­enz bie­tet, for­mu­liert auch die Kli­ma- und Ener­gie­stra­te­gie #mission2030 der Bun­des­re­gie­rung.

 

Großer Lock in Ef­fekt bei Sa­nie­rung und Neu­bau
Un­sa­nier­te Be­stands­ge­bäu­de ha­ben das größ­te Ener­gie­ein­spar­po­ten­ti­al. Al­ler­dings zeigt die Stu­die deut­lich auf, dass of­fen­sicht­lich nur ein Drit­tel der tat­säch­lich mög­li­chen Ener­gie­ein­spar­po­ten­tia­le ge­nutzt wer­den, wo­durch sich für die Kli­ma­zie­le 2050 ein ge­wal­ti­ger Lock in Ef­fekt er­gibt, da die­se ein­mal sa­nier­ten Ge­bäu­de in den kom­men­den 40 Jah­ren kaum noch­mals ener­ge­tisch op­ti­miert sa­niert wer­den. Das Glei­che gilt für die Neu­bau­ten, wel­che auf Grund der nur mä­ßi­gen Bau­ord­nungs- und Wohn­bau­för­der­stan­dards eben­falls ein er­heb­li­ches Ener­gie­ein­spar­po­ten­ti­al von rund 3,0 TWh ver­spie­len. Die be­reits sa­nier­ten Ge­bäu­de ha­ben da­durch ein Ener­gie­ein­spar­po­ten­ti­al von rund 14 TWh lie­gen ge­las­sen. Die noch zu sa­nie­ren­den Ge­bäu­de ha­ben so­gar noch ein Ener­gie­ein­spar­po­ten­ti­al von rund 20 TWh, wel­ches nun best­mög­lich ge­nutzt wer­den soll­te.

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Grafik: Vergleich des der Häuseranzahl nach Gebäudetypen und des Nutzenergiebedarfs in Terawattstunden.
Grafikquelle: Faktencheck 2018/2019 ergänzt um Lock in Effekte, Datenquelle: Energy Economic Group/TU Wien 2018

 

In Sum­me exis­tie­ren im ge­sam­ten Wohn­ge­bäu­de­be­reich ge­wal­ti­ge Ener­gie­ein­spar­po­ten­tia­le von 37 TWh, wo­von al­ler­dings ein Teil nicht mehr vor 2050 um­ge­setzt wer­den wird. Dies wür­de dem Po­ten­ti­al von 37 Do­n­au­kraft­wer­ken á la Freu­denau ent­spre­chen“, un­ter­streicht Gün­ter Lang.

 

Kli­ma­schutz zum Schutz un­se­rer Ge­sund­heit
„Der Fak­ten­check zeigt ganz klar, dass Kli­ma­schutz, Wirt­schafts­wachs­tum und Ar­beitsplät­ze Hand in Hand ge­hen. Gleich­zei­tig be­deu­tet Kli­ma­schutz auch den Schutz un­se­rer Ge­sund­heit“, hebt Ing­mar Hö­barth her­vor und ver­weist da­bei auf den im Sep­tem­ber er­schie­ne­nen Sach­stands­be­richt zum The­ma Ge­sund­heit, De­mo­gra­phie und Kli­ma­wan­del, der vom Kli­ma­fonds be­auf­tragt wur­de. Das Som­mer­halb­jahr 2018 war in Ös­ter­reich das hei­ßes­te seit Be­ginn der Auf­zeich­nun­gen im Jahr 1767. Ak­tu­el­le Mo­del­le für die wei­te­re Ent­wick­lung des Kli­mas las­sen deut­lich stei­gen­de Ri­si­ken für die Ge­sund­heit er­war­ten. „Ne­ben in­ten­si­ver­en Hit­ze­pe­ri­oden, Brän­den und Über­schwem­mun­gen nimmt auch die Häu­fig­keit über­trag­ba­rer Krank­hei­ten in Eu­ro­pa zu. Wir müs­sen jetzt un­se­re Kräf­te bün­deln, um da­mit so­wohl un­se­re Le­bens­grund­la­ge als auch die nach­fol­gen­den Ge­ne­ra­tio­nen zu be­wah­ren“.

 

Der Fak­ten­check: Trend­ba­ro­me­ter, Ar­gu­men­ta­ri­um, Nach­schla­ge­werk
Der „Fak­ten­check Ener­gie­wen­de 2018/2019“ bie­tet ei­ne um­fas­sen­de Auf­ar­bei­tung der ak­tu­ells­ten Da­ten, Fak­ten und Ar­gu­men­te in der kli­ma- und ener­gie­po­li­ti­schen Dis­kus­si­on. Er zeigt auf Ba­sis in­ter­na­tio­na­ler Stu­di­en in zehn Ka­pi­teln wirt­schaft­li­che und öko­lo­gi­sche Trends und ent­kräf­tet mit Fak­ten die gän­gigs­ten My­then rund um das The­ma „Ener­gie­wen­de“. Ein be­son­de­rer Schwer­punkt gilt dies­mal dem Wär­me­sek­tor, und hier­bei vor al­lem dem Be­reich Raum­wär­me/Warm­was­ser. In in­no­va­ti­ver, mul­ti­me­dia­ler Auf­be­rei­tung ist er als Print- und On­li­ne­ver­si­on Ar­gu­men­ta­ti­ons­lei­t­fa­den, Nach­schla­ge­werk und Weg­wei­ser für die not­wen­di­gen Wei­chen­stel­lun­gen in den Be­rei­chen Kli­ma­schutz und Ener­gie­po­li­tik. Der Fak­ten­check Ener­gie­wen­de wird vom Kli­ma- und Ener­gie­fonds und Er­neu­er­ba­re Ener­gie Ös­ter­reich her­aus­ge­ge­ben. In­halt­lich wur­de der Fak­ten­check vom Kli­ma- und Ener­gie­po­li­ti­k­ex­per­ten Ge­org Güns­berg aus­ge­ar­bei­tet.

 

Der „Fak­ten­check Ener­gie­wen­de 2018/2019“ steht un­ter die­sem Link zum Dow­n­load be­reit:
https://www.klimafonds.gv.at/press/praesentation-faktencheck-energiewende-2018-2019/