Ravensburg feiert Eröffnung von Museum im Passivhaus-Standard
Energieeffizientes Gebäude mit optimaler Raumluft für Gemälde und BesucherDarmstadt/Ravensburg. Im neuen Kunstmuseum Ravensburg ist nicht nur der „Inhalt“ sehenswert, auch das Gebäude ist ein kleines Meisterwerk – der weltweit erste Museumsbau im Passivhaus-Standard. Mit der Eröffnung am zweiten März-Wochenende 2013 wurde nicht nur ein neuer Anlaufpunkt für Kunstliebhaber in der historischen Innenstadt gefeiert, sondern zugleich ein Highlight des energieeffizienten Bauens.
„Die größte Herausforderung war die geringe Zahl an Fenstern“, sagt Florian Lang von dem für die Passivhaus-Planung zuständigen Büro Herz & Lang. Gemälde vertragen kein natürliches Licht und können mit künstlichem Licht besser in Szene gesetzt werden, die energetisch nutzbare Sonneneinstrahlung bleibt dadurch aber gering. Als „interne Wärmequellen“ wirken ausgleichend wiederum die vielen Besucher des Museums. „Im Ergebnis hat sich gezeigt, dass das Passivhaus-Prinzip, die Wärme im Gebäude zu halten, auch hier gut funktioniert“, sagt Lang.
Eine besondere Lösung wurde bei dem Entwurf des Stuttgarter Architekturbüros Lederer, Ragnarsdóttir & Oei auch für die Ziegelfassade benötigt. Hier galt es für die Passivhaus-Experten, energetisch ungünstige Wärmebrücken zu vermeiden. Zwischen Betonhülle und Außenwand wurde eine 24 Zentimeter dicke Kerndämmung aus Mineralwolle eingesetzt. Für die Befestigung der Fassade wählten Lang und seine Kollegen Anker und Edelstahlkonsolen mit einem reduzierten Stahlanteil.
Bezüglich der Raumluft waren die Maßstäbe aufgrund der Gebäudenutzung ohnehin hoch. Eine Luftdichtheitsmessung ergab mit n50=0,3 l/h einen Spitzenwert, der die Anforderungen des Passivhauses noch deutlich unterbietet. Bei der Haustechnik bietet eine Lüftungsanlage mit Wärme- und Feuchterückgewinnung nicht nur optimale Bedingungen für empfindliche Kunstobjekte, sondern auch ein angenehmes Klima für die Besucher des Museums.
„Letztlich stellte sich heraus“, so Lang, „dass für die hohen Anforderungen, die die wertvollen Kunstwerke an das Raumklima stellen, der Passivhaus-Standard die optimale Lösung ist.“ Das gesamte Konzept sei sehr gut durchdacht, sagt auch Prof. Dr. Wolfgang Feist vom Passivhaus Institut in Darmstadt, „und ich hoffe sehr, dass das Museum in Ravensburg zum Vorbild für viele weitere Projekte dieser Art wird“.