Dieser Einsatz zahlt sich aus!

Wie sozialer Wohnungsbau energieeffizient und kostengünstig umgesetzt werden kann
30. Januar 2020
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Darmstadt. Niedrige Nebenkosten für Heizung und Strom und gleichzeitig hoher Wohnkomfort: Der Arbeitskreis kostengünstige Passivhäuser widmete sich in seiner jüngsten Sitzung dem sozialen Wohnungsbau und der Frage, wie dieser kostengünstig und energieeffizient umgesetzt werden kann. Bei einer Exkursion dazu nahmen zahl-reiche Teilnehmer das Passivhaus-SozialPlus in Darmstadt in Augenschein, ein bundesweites Modellprojekt für sozialen Wohnungsbau.

Ge­ra­de in Bal­lungs­räu­men ge­hen vie­le Kom­mu­nen die drin­gen­de Auf­ga­be an, ver­mehrt be­zahl­ba­ren Wohn­raum zu schaf­fen. Ob­wohl es von staat­li­cher Sei­te häu­fig ei­ne För­de­rung für ener­gie­ef­fi­zi­en­te Ge­bäu­de gibt, neh­men Bau­trä­ger je­doch ge­ra­de In­ves­ti­tio­nen in die Ener­gie­ef­fi­zi­enz als we­sent­li­chen Fak­tor für Kos­ten-stei­ge­run­gen wahr. „Ganz all­ge­mein greift die

55. Sitzung des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser
„Für sozialverträgliche Mieten sind nicht nur die Investitionskosten, sondern auch die Mietnebenkosten mitentscheidend“, so das Passivhaus Institut bei der 55. Sitzung des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser. © Passivhaus Institut

der rei­nen In­ves­ti­ti­ons-kos­ten beim Bau­en zu kurz. Für so­zi­al-ver­träg­li­che Mie­ten sind die Mi­et­ne­ben-kos­ten mit­ent­schei­dend“, er­läu­tert Oli­ver Kah vom Pas­siv­haus In­sti­tut. Bei­den Kos­ten­be­rei­chen wid­me­te sich der vom Pas­siv­haus In­sti­tut in­iti­ier­te Ar­beits­kreis zum so­zia­len Woh­nungs­bau.

Ak­ti­ver Kli­ma­schutz

Dr. Wolf­gang Feist, Grün­der des Pas­siv­haus In­sti­tuts, zeig­te auf, wie ener­gie­ef­fi­zi­en­ter Woh­nungs­bau da­bei un­ter­stützt, die Kli­ma­schutz­zie­le zu er­rei­chen. „Es gibt be­reits nen­nens­wer­te Er­fol­ge durch ver­bes­ser­te Ener­gie­ef­fi­zi­enz. Die­se Lö­sun­gen müs­sen jetzt mit En­ga­ge­ment an­ge­wen­det wer­den.“

PassivhausSozialPlus
Sozialer Wohnungsbau im Passivhaus-Standard: Beim PassivhausSozialPlus in Darmstadt zielen die Nebenkosten auf zwei Euro pro Quadratmeter, inklusive Budget für Strom und Warmwasser, Grauwassernutzung sowie Internet. Das bundesweite Modellprojekt stand bei

Ein­spar­po­ten­tia­le

Ein­spar­po­ten­tia­le und Kos­ten­trei­ber beim Woh­nungs­bau iden­ti­fi­zier­te Esther Goll­wit­zer vom Pas­siv­haus In­sti­tut bei die­ser 55. Sit­zung des Ar­beits­krei­ses kos­ten­güns­ti­ge Pas­siv­häu­ser. Sie zeig­te am Bei­spiel von be­reits rea­li­sier­ten Ge­schoss­woh­nungs­bau­ten, dass die Bau­kos­ten selbst bei glei­chem ener­ge­ti­schem Stan­dard er­heb­li­che Schwan­kun­gen auf­wei­sen. Das lie­ge zum Bei­spiel an un­ter­schied­li­chen Ent­wür­fen der Ge­bäu­de. Goll­wit­zer be­ton­te je­doch, dass die Ener­gie­ef­fi­zi­enz nur einen ge­rin­gen Ein­fluss auf die Ge­samt­kos­ten des Ge­bäu­des hat und nann­te Mehr­kos­ten in Hö­he von vier bis sie­ben Pro­zent beim Bau­en im Pas­siv­haus-Stan­dard.

At­trak­ti­ve För­der­pro­gram­me

5. Sitzung des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser
Bei der 55. Sitzung des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser ging es um sozialen Wohnungsbau. © PHI

„Die­se Meh­rin­ves­ti­tio­nen in hö­he­re Ener­gie­ef­fi­zi­enz wer­den je­doch häu­fig durch För­der-pro­gram­me deut­lich ver­rin­gert, im Un­ter­schied zu Kos­ten­er­hö­hun­gen für das Grund­stück oder die Aus­stat­tung des Ge­bäu­des“, er­klär­te Oli­ver Kah vom Pas­siv­haus In­sti­tut. Kah be­trach­te­te in sei­nem Vor­trag die Ge­samt­kos­ten beim Neu­bau. Er rech­ne­te de­tail­liert vor, wie ei­ner­seits stei­gen­de Prei­se für Bau­land oder ei­ne Tief­ga­ra­ge und an­de­rer­seits Kos­ten für mehr Ener­gie­ef­fi­zi­enz, dar­un­ter ei­ne gu­te Däm­mung, die Bau­kos­ten der Grup­pe 300-400 und da­mit auch die spä­te­re Mie­te be­ein­flus­sen.
Be­woh­ner zu­frie­den
Zu­dem sei­en ener­gie­ef­fi­zi­en­te Ge­bäu­de auch für die Be­woh­ner at­trak­tiv, so Kah. Wohn­bau­un­ter­neh­men be­rich­te­ten, dass das Leer­stands­ri­si­ko bei Pas­siv­haus-Woh­nun­gen auf­grund der nied­ri­gen Ne­ben­kos­ten und des gleich­zei­tig ho­hen Wohn­kom­forts ge­ring sei. Marc Groß­k­los vom In­sti­tut Woh­nen und Um­welt (IWU) so­wie Pas­siv­haus-Pla­ner Folk­mer Rasch be­fass­ten sich beim Ar­beits­kreis schwer­punkt­mä­ßig mit dem Pas­siv­haus­So­zi­al­Plus in Darm­stadt.

55. Sitzung des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser
„Für sozialverträgliche Mieten sind nicht nur die Investitionskosten, sondern auch die Mietnebenkosten mitentscheidend“, so das Passivhaus Institut bei der 55. Sitzung des Arbeitskreises kostengünstige Passivhäuser. © Passivhaus Institut

Bun­des­wei­tes Mo­dell­pro­jekt

Das Pas­siv­haus­So­zi­al­Plus in Darm­stadt ist ein bun­des­wei­tes Mo­dell­pro­jekt. Es stand auch ei­ni­ge Ta­ge spä­ter bei der Ex­kur­si­on zu den Ta­gen der of­fe­nen Tür im Pas­siv­haus im Fo­kus. Bei die­sem Pro­jekt des so­zia­len Woh­nungs­baus zie­len die Ne­ben­kos­ten auf durch­schnitt­lich zwei Eu­ro pro Qua­drat­me­ter Wohn­flä­che. Die­se Kos­ten sol­len pau­schal ab­ge­rech­net wer­den. Dar­in ent­hal­ten sind Bud­gets für Strom und Warm­was­ser so­wie die In­ter­n­et­nut­zung. Die Teil­neh­mer bei­der Ver­an­stal­tun­gen wa­ren be­ein­druckt von dem Pro­jekt, das zwei Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser um­fasst, einen sa­nier­ten Be­stands­bau so­wie einen Neu­bau. Bei­de Ge­bäu­de sind mit ei­ner Pho­to­vol­taik­an­la­ge so­wie ei­nem Bat­te­rie­spei­cher aus­ge­stat­tet.
För­der­mit­tel ste­hen be­reit
Für die Lan­des­ener­gie­agen­tur Hes­sen (LEA) er­läu­ter­te Chris­ti­an Kuhl­mann die För­de­rung für äu­ßerst ener­gie­ef­fi­zi­en­te Ge­bäu­de, dar­un­ter auch für Mo­der­ni­sie­run­gen zum Pas­siv­haus im Be­stand. Kuhl­mann be­stä­tig­te, dass zahl­rei­che För­der­mit­tel be­reit ste­hen. Auf so­zia­len Woh­nungs­bau spe­zia­li­siert hat sich die ge­mein­nüt­zi­ge Wohn­bau­ge­sell­schaft Neue Hei­mat Ti­rol (NHT). Ha­rald Mal­zer stell­te ver­schie­de­ne Pro­jek­te der NHT vor, dar­un­ter das Mo­dell 5-Eu­ro-Mie­te bei ei­nem Pas­siv­haus in Schwaz, Ti­rol.

Wohnkosten
Diese Grafik verdeutlicht die Wohnkosten für das Passivhaus-SozialPlus in Darmstadt. Das bundesweite Modellprojekt wird vom Institut Wohnen und Umwelt (IWU) in Darmstadt begleitet. © Passivhaus Institut

Kunst am So­zi­al­bau

Die 18 Woh­nun­gen in die­sem Pas­siv­haus ver­mie­tet die NHT zu mo­nat­li­chen Kos­ten von knapp fünf Eu­ro pro Qua­drat­me­ter in­klu­si­ve Heiz­kos­ten kos­ten­de­ckend. Die NHT be­mü­he sich au­ßer­dem um ei­ne freund­li­che At­mo­sphä­re in den Ge­bäu­den und in­te­grie­re zur Auf­wer­tung zu­sätz­lich an je­dem Ob­jekt ein Kunst­werk, so Mal­zer.
Wirt­schaft­lichs­te Va­ri­an­te
Ralf Wer­ner stell­te Neu­bau­ten und ener­ge­ti­sche Mo­der­ni­sie­run­gen der Wohn­bau Gie­ßen vor. Er ver­deut­lich­te, dass die Sa­nie­rung mit Pas­siv­haus-Kom­po­nen­ten bei In­an­spruch­nah­me der För­der­pro­gram­me für die Wohn­bau Gie­ßen die wirt­schaft­lichs­te Va­ri­an­te dar­stel­le. Mit­ar­bei­ter des Pas­siv­haus In­sti­tuts stell­ten zum Ab­schluss der Ar­beits-kreis­sit­zung noch be­währ­te Lö­sun­gen für ei­ne ener­gie­ef­fi­zi­en­te Ge­bäu­dehül­le so­wie für zen­tra­le und de­zen­tra­le Sys­te­me der Wohn­raum­lüf­tung mit Wär­me­rück­ge­win­nung vor.

Nächs­ter Ar­beits­kreis im Mai

Die Er­geb­nis­se des Ar­beits­krei­ses wer­den in ei­nem Pro­to­koll­band ver­öf­fent­licht. Trä­ger der Ar­beits­krei­se 55 bis 57 ist das Land Hes­sen mit dem Hes­si­schen Mi­nis­te­ri­um für Wirt­schaft, Ener­gie, Ver­kehr und Woh­nen. Die 56. Sit­zung des Ar­beits­krei­ses fin­det am 14. Mai 2020 statt und be­fasst sich mit dem The­ma „Ener­gie­ef­fi­zi­enz und er­neu­er­ba­re Ener­gi­en: Ziel­kon­flikt oder Syn­er­gie?“.

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