Energieverbräuche gehen nach oben – wir müssen aber drastisch runter

4. Dezember 2018
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Der globale Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen hat im Jahr 2017 einen neuen Höchststand erreicht und auch in Österreich zeichnet sich keine Trendumkehr ab. Daher sind dringend ambitionierte Vereinbarungen über und Lösungen für den Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter hin zu eine klimaneutralen Zukunft bis 2040 bzw. längstens 2050 bei der UN-Weltklimakonferenz COP 24 in Katowice von Nöten.

Die Pas­siv­haus Aus­tria zeigt in die­sen zwei Wo­chen den 20.000 Gip­fel­teil­neh­mern auf der COP 24 die Lö­sun­gen für ei­ne kli­ma­neu­tra­le Zu­kunft für den Ge­bäu­de­sek­tor auf.

 

Welt­weit stei­gen kli­ma­schäd­li­che Treib­h­aus­ga­se wei­ter an
Der glo­ba­le Aus­stoß von kli­ma­schäd­li­chen Treib­h­aus­ga­sen hat im Jahr 2017 einen neu­en Höchst­stand er­reicht, wie das UNO-Um­welt­pro­gramm (UN­EP) in des­sen neu­en „Emis­si­ons Gap Re­port 2018“ fest­stellt. Nach ei­ner kur­z­en Sta­gna­ti­on sind die Emis­sio­nen im letz­ten Jahr wie­der ge­stie­gen – auf einen Wert von 53,5 Gi­ga­ton­nen CO2-Äqui­va­len­ten.

 

Ein Schwenk in Rich­tung Er­rei­chung der Kli­ma­zie­le sei der­zeit nicht in Sicht. Um die Zwei-Grad-Gren­ze ein­zu­hal­ten, müss­ten laut UN­EP die glo­ba­len An­stren­gun­gen zu­min­dest ver­drei­facht wer­den, um un­ter 1,5 Grad zu blei­ben, müss­ten die Staa­ten der Er­de fünf­mal mehr für den Kli­ma­schutz un­ter­neh­men.

 

Wol­le man ei­ne Er­wär­mung auf über 1,5 Grad ver­hin­dern, müss­ten die glo­ba­len Emis­sio­nen bis 2030 um rund 55 Pro­zent ver­rin­gert wer­den. Die der­zei­ti­ge Po­li­tik wür­den hin­ge­gen bis 2030 zu ei­nem An­stieg auf 59 Mrd. Ton­nen CO2-Äqui­va­lent füh­ren.

 

Auch in Ös­ter­reich steigt Ener­gie­ver­brauch der fos­si­len Ener­gie­trä­ger
Auch die Ener­gie­bi­lanz 2018 der Sta­tis­tik Aus­tria zeigt für das Jahr 2017 die ne­ga­ti­ven ös­ter­rei­chi­schen Ent­wick­lun­gen auf. Fos­si­le Ener­gi­en und Ener­gie­ver­brauch neh­men spür­bar zu, wäh­rend der Aus­bau an er­neu­er­ba­ren Ener­gi­en bei­na­he still­steht. Dem­nach hat der Aus­bau der er­neu­er­ba­ren Ener­gi­en nur um 0,3 Pro­zent zu­ge­legt. Wäh­rend Erd­öl um +1,9 Pro­zent, Erd­gas um +3,4 Pro­zent und Koh­le gar um +5,2 Pro­zent mehr ver­braucht wur­den. Auch der Net­to­stro­mim­port ist mit 10,4 Pro­zent wei­ter­hin auf ho­hem Ni­veau, und stammt zum Groß­teil aus Atom- und Koh­le­kraft­wer­ken un­se­rer Nach­bar­län­der. "Ei­ne denk­bar schlech­te Nach­richt zu Be­ginn der Kli­ma­kon­fe­renz in Ka­to­wi­ce ", be­merkt Moidl von der IG Wind­kraft.

 

Oh­ne deut­li­che An­stren­gun­gen wird der im ös­ter­rei­chi­schen Ener­gie­ef­fi­zi­enz­ge­setz [EEffG] fest­ge­leg­te Ziel­wer­te von 1.050 PJ im Jahr 2020 mit ziem­li­cher Si­cher­heit mei­len­weit ver­fehlt. Wäh­rend 2005 der ener­ge­ti­sche En­d­ener­gie­ver­brauch bei 1.101 PJ lag, ist er 2017 auf 1.140 PJ wei­ter an­ge­stie­gen.

 

energiebilanzen

Ener­gie­ef­fi­zi­enz muss best­mög­lich um­ge­setzt wer­den


Bei der Auf­takt­ver­an­stal­tung zur Über­ar­bei­tung des Bun­des­ener­gie­ef­fi­zi­enz­ge­set­zes am 10. Ok­to­ber 2018 hat­te Ge­ne­ral­se­kre­tär Jo­sef Plank sehr kla­re Wor­te, "Wir ha­ben über­haupt nur den Fun­ken ei­ner Chan­ce die Kli­ma­zie­le 2050 zu er­rei­chen, wenn wir best­mög­lich sämt­li­che Ener­gie­ef­fi­zi­enz­po­ten­tia­le voll­stän­dig und so­fort um­set­zen. Und ich will kei­ne Pa­pier­ti­ger mehr da­bei­ha­ben, wie es in der Ver­gan­gen­heit war. Nur ech­te Ein­spa­run­gen brin­gen uns vor­an."

 

Gün­ter Lang, Lei­ter der Pas­siv­haus Aus­tria, for­dert da­her ein­dring­lich end­lich dem Top-Run­ner-Prin­zip zu fol­gen, wol­len wir die Wär­me­wen­de bis 2040 be­zie­hungs­wei­se 2050 schaf­fen. Seit über 25 Jah­ren wird mit dem Pas­siv­haus-Stan­dard tau­send­fach be­währt be­wie­sen, wie der Ener­gie­ver­brauch im Ge­bäu­de­sek­tor um bis zu 90 Pro­zent ge­senkt und der ver­blei­ben­de Be­darf zu 100 Pro­zent mit Er­neu­er­ba­ren Ener­gi­en kos­ten­güns­tig ge­deckt wer­den kann. „Es ist höchs­te Zeit, die Bau­ord­nun­gen, Wohn­bau­för­de­run­gen und sämt­li­che Um­welt­pro­gram­me ge­ne­rell nach dem „bes­ten ver­füg­ba­ren Baus­tan­dard“ aus­zu­rich­ten, wie es in der Missi­on 2030 Kli­ma- und Ener­gie­stra­te­gie un­ter Wär­me­stra­te­gie steht. Mit dem Pas­siv­haus-Stan­dard im Neu­bau und dem Ener­PHit-Stan­dard für um­fas­sen­de Sa­nie­run­gen sind da­mit klar die Wei­chen für ei­ne kli­ma­neu­tra­le und so­zi­al kos­ten­ver­träg­li­che Zu­kunft im Bau­we­sen und Wohn­bau ge­stellt“.

 

Auf der Welt­kli­ma­kon­fe­renz COP 24 macht da­her die Pas­siv­haus Aus­tria und das Pas­siv­haus In­sti­tut Inns­bruck ge­mein­sam mit der In­ter­na­tio­nal Pas­si­ve Hou­se As­so­zia­ti­on in ganz zen­tra­ler La­ge der Na­tio­nen­hal­le zwi­schen EU und USA auf die Po­ten­tia­le der Ener­gie­ef­fi­zi­enz auf­merk­sam. Da­bei sol­len die Ge­sprä­che mit Po­li­ti­kern aus al­ler Welt auch das Know-how ös­ter­rei­chi­scher Ex­per­ten aus Wis­sen­schaft, Leh­re und Wirt­schaft, so­wie die brei­te Um­set­zung von Pas­siv­haus-Pro­jek­ten und Pas­siv­haus-Kom­po­nen­ten auf­ge­zeigt wer­den. Die Pas­siv­haus Aus­tria re­prä­sen­tiert mit 185 Mit­glieds­un­ter­neh­men auch 30.000 zu­kunfts­si­che­re Ar­beitsplät­ze, und un­ter­streicht da­mit die Be­deu­tung für ei­ne nach­hal­ti­ge en­kel­taug­li­che Wirt­schaft.

 

EU will bis 2050 Kli­ma­neu­tral sein


We­ni­ge Ta­ge vor Be­ginn der Welt­kli­ma­kon­fe­renz COP 24 im pol­ni­schen Ka­to­wi­ce hat die EU-Kom­mis­si­on un­ter Mi­guel Ari­as Cañe­te, EU-Kom­missar für Kli­ma­po­li­tik und Ener­gie, den Vor­schlag für ei­ne neue lang­fris­ti­ge Kli­ma­stra­te­gie prä­sen­tiert, da­mit Eu­ro­pa als ers­ter großer Wirt­schafts­raum welt­weit bis 2050 Kli­ma­neu­tra­li­tät er­reicht. Sie soll bis zur Mit­te des Jahr­hun­derts zu ei­ner völ­li­gen Ab­kehr von Öl, Koh­le und Gas in der Wirt­schaft, der Ener­gie­ver­sor­gung und im Ver­kehr füh­ren. “Die neue Kli­ma­stra­te­gie der EU ist ei­ne Chan­ce für das Kli­ma und so­mit auch für künf­ti­ge Ge­ne­ra­tio­nen. Um die Er­der­hit­zung auf 1,5 Grad zu be­gren­zen, muss die EU al­ler­dings be­reits 2040, und nicht erst 2050, kli­ma­neu­tral wer­den”, for­dern Adam Paw­loff, Kli­ma­ex­per­te bei Green­pe­ace in Ös­ter­reich und Jo­han­nes Wahl­mül­ler von Glo­bal 2000. “Nun liegt es an den EU-Mit­glieds­staa­ten – so auch an Ös­ter­reich – da­für zu sor­gen, dass der Vor­schlag der Kom­mis­si­on ver­bes­sert und kei­nes­falls ver­wäs­sert wird”. Green­pe­ace und Glo­bal 2000 neh­men auch die ös­ter­rei­chi­sche Bun­des­re­gie­rung als EU-Rats­vor­sit­zen­de vor der Kli­ma­kon­fe­renz in die Pflicht:

 

 “Mit dem EU-Rats­vor­sitz kommt Ös­ter­reich bei der UN-Kli­ma­kon­fe­renz ei­ne wich­ti­ge Rol­le zu: Die Kli­ma­ver­hand­lun­gen wer­den nur zum Er­folg, wenn die EU ei­ne Vor­rei­ter­rol­le ein­nimmt und die an­de­ren Staa­ten ih­rem Bei­spiel für am­bi­tio­nier­ten Kli­ma­schutz fol­gen. Die Ver­län­ge­rung der Koh­le­sub­ven­tio­nie­rung bis 2035 ge­hö­ren hier de­fi­ni­tiv nicht da­zu”, so Paw­loff und Wahl­mül­ler.