Jetzt Wirtschaftsturbo "thermische Altbausanierung" starten

9. Januar 2015
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Es klingt fast wie ein Märchen. Die strauchelnde Wirtschaft mit 500 Millionen ankurbeln ohne dabei den Staatshaushalt zu belasten. Die Zahl der Arbeitsplätze, die Qualität am Bau und den Wohnkomfort erheblich steigern. Die Energiekosten und Schadstoffemissionen drastisch senken, von Energieimporten unabhängig werden und die Klimaschutzziele erreichen. (Fo­to­cre­dits Titelfoto: Arch. Rein­berg)

Der Fi­nanz­mi­nis­ter nimmt mehr Steu­ern ein und die Be­woh­ner spa­ren sich ein Le­ben lang viel Geld. Und doch ist es kein Traum, son­dern könn­te mit ein biss­chen po­li­ti­schen Wil­len noch 2015 Rea­li­tät in Ös­ter­reich wer­den!

 

Wirt­schaft an­kur­beln oh­ne Bud­get zu be­las­ten
Mit ei­ner An­he­bung des För­der­vo­lu­mens für den Sa­nie­rungs­scheck auf jähr­lich 500 Mil­lio­nen Eu­ro könn­ten je­des Jahr fünf Mil­lio­nen Qua­drat­me­ter Alt­bau nach­hal­tig sa­niert wer­den. Dies wür­de das De­fi­zit der ös­ter­rei­chi­schen Han­dels­bi­lanz um jähr­lich 100 Mil­lio­nen Eu­ro ent­las­ten, und gleich­zei­tig kann sich Fi­nanz­mi­nis­ter Dr. Hans Jörg Schel­ling über Steu­er­ein­nah­men von 720 Mil­lio­nen Eu­ro er­freu­en, die durch die ge­stei­ger­te ar­beits­in­ten­si­ve Alt­bau­sa­nie­rung in die lee­ren Staats­kas­sen kom­men. Dies wür­de ge­nau den Wor­ten des Vi­ze­kanz­lers Dr. Rein­hold Mit­ter­leh­ner ent­spre­chen, der in der ZIB II am 8.1.2015 zur An­kur­be­lung der Wirt­schaft mein­te: „Es wird wich­tig sein, durch ei­ne ge­ziel­te Wohn­bauof­fen­si­ve die Kon­junk­tur oh­ne Bud­get­be­las­tung zu sti­mu­lie­ren“. Für die Mie­ter, Ei­gen­tü­mer und Nut­zer liegt der Vor­teil in der deut­lich güns­ti­ge­ren Ener­gierech­nung und dem er­höh­ten Wohn- und Nut­zer­kom­fort.

Sa­nie­rungs­scheck - sinn­voll auf­wer­ten bringt‘s
Für die ther­mi­sche Sa­nie­rung schlägt Gün­ter Lang von der Pas­siv­haus Aus­tria seit lan­gem ei­ne Über­ar­bei­tung des Sa­nie­rungs­schecks vor. Kein wei­te­res För­der­geld für frag­wür­di­ge Ein­spa­run­gen durch Ein­zel­maß­nah­men und mä­ßi­ge Sa­nie­rungs­qua­li­tä­ten als Mit­nah­me­ef­fek­te, wel­che sich dann lang­fris­tig wirt­schaft­lich kon­tra­pro­duk­tiv aus­wir­ken. Statt­des­sen soll der Sa­nie­rungs­scheck nur an ther­misch op­ti­mier­te Sa­nie­run­gen mit min­des­tens 85 Pro­zent Ener­gie­ef­fi­zi­enz­stei­ge­rung oder bei Un­ter­schrei­tung des qua­li­täts­ge­si­cher­ten Ener­PHit-Stan­dards  mit 25 kWh/m²a – aus­ge­nom­men Denk­mal ge­schütz­te Ge­bäu­de - aus­be­zahlt wer­den.

Um­fas­sen­de Sa­nie­rung auf Ener­PHit-Stan­dard mit 7.500 Eu­ro je Wohn­ein­heit för­dern
Mit der För­deran­he­bung von 5.000 auf 7.500 Eu­ro steigt die At­trak­ti­vi­tät des Sa­nie­rungs­schecks für In­ves­ti­tio­nen er­heb­lich, und gleich­zei­tig sin­ken die Ener­gie­kos­ten um noch­mals 50 Pro­zent ge­gen­über der der­zeit höchs­ten För­der­stu­fe. Auf Grund der er­heb­lich bes­se­ren Aus­füh­rungs­qua­li­tät stei­gen auch die da­mit ver­bun­de­ne Wirt­schafts­leis­tun­gen und Steu­er­ein­nah­men. Da­mit es aber zu kei­nem Pfusch kommt, ist die Bin­dung an die kon­kre­ten Ener­gie­ef­fi­zi­enz­kri­te­ri­en, wie sie der Ener­PHit-Stan­dard bie­tet und de­ren Über­prüf­bar­keit von ent­schei­den­der Be­deu­tung.

Ener­gie­ver­sor­ger kön­nen Ef­fek­te ver­dop­peln
„Mit dem neu­en Ener­gie­ef­fi­zi­enz-Ge­setz kön­nen nun kon­kre­te Um­set­zun­gen er­fol­gen. Der Ge­bäu­de­sek­tor bie­tet hier enor­me Ef­fi­zi­enz­po­ten­tia­le, wel­che noch da­zu kos­ten­op­ti­mal rea­li­siert wer­den kön­nen“, be­tont Gün­ter Lang, Lei­ter der Pas­siv­haus Aus­tria. Im Rah­men die­ses Ge­set­zes müs­sen die Ener­gie­ver­sor­ger nun jähr­lich 0,6 Pro­zent des Ener­gie­ver­brauchs ih­rer Kun­den ein­spa­ren. Wir­kungs­vol­le Um­set­zun­gen sind bis­her aus­ge­blie­ben, was bis­her großes Kopf­zer­bre­chen be­rei­tet hat. Mit dem in­ter­na­tio­nal be­währ­ten Ener­PHit-Qual­täts­nach­weis ist sehr über­sicht­lich die tat­säch­lich er­ziel­ba­re Ener­gie­ef­fi­zi­enz­stei­ge­rung für das gan­ze Ge­bäu­de er­sicht­lich.

„Da­mit kom­men um­fas­sen­den ther­mi­schen Sa­nie­run­gen un­ter vol­ler Aus­nut­zung ih­rer kos­ten­op­ti­ma­len Ein­spa­rungs­po­ten­tia­le höchs­te Be­deu­tung zu“, weist Univ. Prof. Dr. Wolf­gang Feist vom Pas­siv­haus In­sti­tut auf die Wirt­schaft­lich­keit von Sa­nie­run­gen auf Ener­PHit-Stan­dard hin. Nach dem Mot­to „Wen schon, denn schon“ ist es am sinn­volls­ten gleich um 85 Pro­zent oder mehr die Ener­gie­ef­fi­zi­enz zu stei­gern. In Dä­ne­mark wur­den im Rah­men des Ener­gie­ef­fi­zi­enz-Ver­pflich­tungs­sys­tems Ein­spa­run­gen mit durch­schnitt­li­chen Kos­ten von 5,6 Cent/kWh er­reicht. Auch für Ös­ter­reich be­zif­fert die E-Con­trol die nied­rigs­ten Kos­ten mit 4,64 Cent pro ein­ge­spar­te Ki­lo­watt­stun­de. Das Pas­siv­haus In­sti­tut hat jüngst erst mit dem Com­po­nent Award nach­ge­wie­sen, dass z.B. die Kos­ten für zer­ti­fi­zier­te Pas­siv­haus-Fens­ter le­dig­lich 3,2 Cent/kWh be­tra­gen und da­mit auf die Le­bens­zy­klus­zeit vier­mal so viel Geld ein­spa­ren als her­kömm­li­che Fens­ter.

Zu­letzt hat im De­zem­ber 2014 Karl Ai­gin­ger vom WI­FO bei der Er­öff­nung der ei­ge­nen Sa­nie­rung des WI­FO-Bü­ro­ge­bäu­des auf die enor­men po­si­ti­ven volks­wirt­schaft­li­chen Aspek­te und Schaf­fung von Ar­beitsplät­zen ein­dring­lich hin­ge­wie­sen. Nun gilt es, die­sen Weg aber kon­se­quent zu be­schrei­ten. Ei­ne Sa­nie­rungs­of­fen­si­ve mit qua­li­täts­ge­si­cher­ten Ein­spa­rungs­zie­len stärkt die ös­ter­rei­chi­sche Wirt­schaft, bringt Ös­ter­reich beim Kli­ma­schutz wie­der in Vor­rei­ter­po­si­ti­on und spart Ener­gie und Geld. Und au­ßer­dem darf sich der Fi­nanz­mi­nis­ter über zu­sätz­li­che Steu­er­ein­nah­men freu­en. Ös­ter­reichs größ­ter Im­mo­bi­li­en­be­sit­zer, die Bun­de­sim­mo­bi­li­en­ge­sell­schaft (BIG), die sich im Be­sitz des Bun­des be­fin­det, wird nun im Rah­men des Ener­gie­ef­fi­zi­enz-Ge­set­zes ei­ne jähr­li­che Sa­nie­rungs­ra­te von drei Pro­zent um­set­zen.

Dies macht aber nur Sinn, wenn da­bei auch die ther­mi­sche Qua­li­tät der Sa­nie­run­gen vor­bild­lich um­ge­setzt wird. Mit den Sa­nie­run­gen der Bau­fa­kul­tät der Uni­ver­si­tät Inns­bruck auf Ener­PHit-Stan­dard und dem TU Wi­en Ge­bäu­de am Ge­trei­de­markt zum Plu­s­ener­gie Hoch­haus hat die BIG un­ter Be­weis ge­stellt, das es mög­lich ist. Nun gilt es, die­sen Weg kon­se­quent wei­ter zu be­schrei­ten. Wie Vi­ze­kanz­ler Mit­ter­leh­ner in sei­nem In­ter­view eben­falls be­ton­te, ist ei­ne Sa­nie­rungs­of­fen­si­ve der Bun­des­ge­bäu­de, die mit der BIG auch Schu­len um­fasst, ein nun wich­ti­ger wei­te­rer Wirt­schaft­sim­puls. Die Stadt Brüs­sel hat es üb­ri­gens ge­schafft, dass seit 1. Jän­ner 2015 sämt­li­che um­fas­sen­de Sa­nie­run­gen da­nach nur noch einen ma­xi­ma­len Heiz­wär­me­be­darf von 18 kWh/m²a auf­wei­sen (aus­ge­nom­men Denk­mal ge­schütz­te Bau­ten).

Ti­tel­fo­to: Sa­nie­rung in Pur­kers­dorf; Pla­nung und Fo­to­cre­dits: Arch. Rein­berg