Der zukunftsfähige Gebäudestandard – Ihre Vorteile
Ausgangspunkt für die Erarbeitung des Passivhaus- und EnerPHit-Standards war das Ziel, Bauen klimafreundlicher zu machen. Tatsächlich sind Gebäude in Deutschland immer noch für knapp 35 % des Endenergiebedarfs verantwortlich und das Verbesserungspotenzial bleibt trotz gesetzlicher Anpassungen groß.
Passivhäuser und EnerPHit-Sanierungen bieten jedoch weitaus mehr als ein gutes Gewissen in Zeiten des Klimawandels und der Ressourcenknappheit: Neben spürbar höherem Wohnkomfort, besserer Luftqualität und größerer Resilienz in Krisenzeiten, profitieren die Nutzerinnen und Nutzer vor allem von langfristig niedrigen Heizkosten.
1. Behaglich: Schutz vor Hitze und Kälte
- Dank der sehr guten Wärmedämmung von Passivhäusern / EnerPHit-Sanierungen bleiben die Innenoberflächen der Außenbauteile im Winter behaglich warm und im Sommer kühl. Die Oberflächentemperaturen unterscheiden sich kaum noch von der Raumlufttemperatur, wodurch ein angenehm gleichmäßiges Raumklima ohne kalte Ecken entsteht.
- Die Wärmedämmung schützt nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Hitze. Optimal sind Südfenster: Während die Sonne im Winter tief in das Haus hineinscheint und so gratis Wärme liefert, trifft beim hohen Sonnenstand im Sommer viel weniger Strahlung auf das Fenster. Bei großen Fensterflächen im Osten und Westen verhindern klug konzipierte Verschattungsmöglichkeiten ein Überhitzen des Gebäudes.
- In den heißen Monaten können Sie Ihr Passivhaus / EnerPHit-Sanierung selbstverständlich auch nachts über die Fenster lüften, um so kühle Luft ins Innere zu holen. Soll dies automatisiert geschehen, können Sie einen Lüftungsbypass einbauen.
- Die Luftdichtheit der Gebäudehülle verhindert unangenehme Zugluft und beugt Bauschäden vor.
- Wärmedämmung und Luftdichtheit verbessern auch den Schallschutz. Dies führt insbesondere an vielbefahrenen Straßen und in Flughafen-Einflugschneisen zu einer drastischen Verbesserung der Lebensqualität.
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2. Gesund: Frische Luft rund um die Uhr
- Die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sorgt für frische Luft rund um die Uhr. Auch wenn Sie schlafen oder sich bei kalten Außentemperaturen vor der Fensterlüftung scheuen.
- Durch die eingebauten Filter lindert die Lüftungsanlage sogar Allergie-Beschwerden, denn die gefilterte Außenluft ist frei von Pollen, Ruß und staubpartikeln.
- Mit einem Sommerbypass kann die Frischluft zur Nachtkühlung am Wärmetauscher vorbeigeleitet werden. So können Sie ihr Haus mit frischer Nachtluft kühlen, egal ob Ihre Fenster während Sie schlafen geöffnet oder geschlossen sind.
- Im Zusammenspiel mit den anderen Passivhaus-Komponenten sorgt die kontinuierliche Belüftung für ideale Luftfeuchtigkeitswerte und verhindert so verlässlich Bauteilfeuchte und Schimmelbildung.
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3. Energieeffizient: Krisensicher in die Zukunft
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Passivhäuser/EnerPHit-Sanierungen mit großen PV-Anlagen können in der Jahresbilanz mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen. Die Kombination aus Energieeffizienz und erneuerbaren Energien erzeugt dabei wertvolle Synergien.
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Der positive Jahresdurchschnitt täuscht allerdings, denn die großen Energieüberschüsse im Sommer stehen weiterhin Energiedefiziten im Winter gegenüber. In der kalten Jahreszeit wird mehr Energie für Raumheizung, Beleuchtungsstrom und Warmwasser benötigt, während die PV-Anlage aufgrund schlechterer Wetterbedingungen und kürzerer Tage weniger Energie produzieren kann. Setzen Sie daher den Fokus auf hohe Energieeffizienz und verkleinern Sie die Bedarfslücke im Winter! Je geringer Ihr Energiebedarf, desto besser bewältigen Sie Preisschwankungen und Ressourcenknappheit in Krisenzeiten.
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4. Wirtschaftlich: Weniger ist mehr
- Ein Passivhaus benötigt für die Heizung im Jahr bei üblicher Nutzung nicht mehr als 1,5 Liter Öl oder 1,5 Kubikmeter Erdgas (entspricht 15 kWh) pro m² Wohnfläche. Das bedeutet eine Einsparung von über 90 Prozent gegenüber dem durchschnittlichen Verbrauch in bestehenden Wohngebäuden. Die Heizlast ist so gering, dass ein 30 m² großer Raum mit nur zehn Teelichtern beheizt werden könnte – selbst im tiefsten Winter.
- Der EnerPHit-Standard für die Sanierung nach Passivhaus-Prinzipien nimmt Rücksicht auf bautechnische Gegebenheiten, die das Erreichen des Passivhaus-Standards in Bestandsgebäuden erschweren können. Er setzt einen maximalen Heizwärmebedarf von 2,5 Liter Öl oder 2,5 Kubikmeter Erdgas (entspricht 25 kWh) pro m² Wohnfläche voraus. Zum Vergleich: Ein Neubau nach gesetzlicher Vorschrift benötigt immer noch mehr als die doppelte Menge an Öl je m² Wohnfläche für die Heizung. Eine detaillierte Gegenüberstellung zwischen dem Passivhaus- bzw. EnerPHit-Standard und den gesetzlichen Effizienzhaus-Standards finden Sie in den FAQs.
- Als Faustregel gilt: Passivhäuser erfordern einen finanziellen Mehraufwand von 2 % bis 5 %. In einigen Fällen kann dank kluger Planung sogar zum gleichen Preis oder noch günstiger gebaut werden als nach dem gesetzlichen Standard. Das unterstreichen Studien und Fallbeispiele.
- Ein Großteil der Mehrinvestitionen amortisiert sich allein durch Einsparungen bei den Energiekosten. Zahlreiche Förderprogramme für hoch energieeffizientes Bauen schaffen weitere Anreize. Es lohnt sich also, einen Blick auf die Angebote relevanter Fördermittelgeber (Kommune, Land, Bund, EU) zu werfen.
- Viele Sanierungsmaßnahmen können in Eigenarbeit umgesetzt werden, wie beispielsweise die Dämmung der Kellerdecke oder der Heizkörpernischen. Dies reduziert die Investitionskosten. Ausführliche DIY-Anleitungen helfen bei der erfolgreichen Umsetzung. Mit dem Maßnahmen-Wirtschaftlichkeitsrechner können Sie zudem vorher abschätzen, inwieweit sich Ihr Aufwand monetär lohnt.
- Eine gute Orientierung zum Sanierungspotenzial Ihres Gebäudes bietet Ihnen das kostenfreie Online-Tool ENBIL. Mit ein paar Angaben zum Gebäude berechnet es eine erste Energiebilanz für Ihr Haus und macht Vorschläge, was Sie tun können, um weniger Heizenergie zu verbrauchen – inklusive Kostenschätzung. Die Ergebnisse eignen sich ideal als Grundlage für ein anschließendes Gespräch mit Ihrem Energieberater.
5. Umweltfreundlich: Nachhaltig und ressourcenschonend
6. Flexibel: Viele Wege führen zum Ziel
- Der Passivhaus- und EnerPHit-Standard basiert auf einer ganzheitlichen Betrachtung des Gebäudes, was Planenden viel Spielraum und Flexibilität ermöglicht. So können Schwachstellen in einem Bereich durch größere Bemühungen in einem anderen kompensiert werden, solange dies nicht gegen die Behaglichkeits-Kriterien verstößt.
- Ist die Zertifizierung einer EnerPHit-Sanierung nach dem Energiebedarfsverfahren (max. 25 kWh/m²) nicht möglich, weil beispielsweise bestehende Wärmebrücken nur unter größtem Aufwand beseitigt werden können, besteht die Möglichkeit einer Zertifizierung nach dem Bauteilverfahren. Hierbei muss nachgewiesen werden, dass zumindest alle Einzelbauteile den strengen Passivhaus-Kriterien entsprechen.
- Passivhäuser und EnerPHit-Sanierungen gibt es in allen erdenklichen Formen und Neigungen. Der künstlerischen Freiheit sind also keine Grenzen gesetzt. Hohe Energieeffizienz kann jedoch leichter und kostengünstiger erreicht werden, je kompakter das Gebäude ist.
- Alle Bauweisen (Massivbau, Holzbau, Stahlbau und auch Mischbauweisen) können Passivhaus-Dämmqualität erreichen.
- Eine Südausrichtung ist optimal, aber kein Muss, solange geringe solare Energieeinträge aufgrund einer suboptimalen Gebäudeausrichtung an anderer Stelle in der Planung wieder wettgemacht werden.
- Passivhäuser / EnerPHit-Sanierungen sind technologieoffen. Sie können mit beliebigen Energieträgern und haustechnischen Konzepten versorgt werden. Bereits realisierte Projekte verdeutlichen die große Bandbreite an Möglichkeiten: Nahwärme, Fernwärme, Brennwertkessel, Kompaktheizaggregat mit Wärmepumpe, Flüssiggas-Kleinstluftheizung, Holzöfen, Ölkessel und mehr.
Hocheffiziente Wärmepumpen sind jedoch die beste Art, Heizwärme und Warmwasser zu bereiten, vor allem, wenn der Strom aus Sonne, Wind und Wasserkraft gewonnen wird, den Energieträgern der Zukunft.
7. Zuverlässig: Über 30 Jahre Erfahrung
- Das erste Passivhaus der Welt wurde 1991 von Prof. Wolfgang Feist in Darmstadt-Kranichstein errichtet. Umfangreiche Monitoring-Untersuchungen und zahlreiche Probenahmen bestätigen, dass es auch heute noch einwandfrei funktioniert und hält, was es verspricht.
- Zahlreiche Forschungsprojekte haben das Passivhaus-Wissen in den vergangenen Jahrzehnten maßgeblich erweitert und vertieft. Die vielen weltweit realisierten Passivhäuser und EnerPHit-Sanierungen unterstreichen zudem die gute Umsetzbarkeit und Beliebtheit des hoch energieeffizienten Gebäudestandards. In unserer Passivhaus-Datenbank können Sie sich viele verschiedene Projektbeispiele im Detail ansehen.
- Auch im Bereich der Passivhaus-Komponenten hat sich viel getan, sodass Sie nun aus einer großen Bandbreite von sehr energieeffizienten, geprüften und zertifizierten Baukomponenten verschiedener Anbieter und Technologien auswählen können.
- Die bauphysikalischen Grundlagen und Zertifizierungskriterien für den Passivhaus- und EnerPHit-Standard sind frei verfügbar. Prinzipiell können sich also alle baubeteiligten Personen das nötige Wissen aneignen, um erfolgreich Passivhäuser zu bauen und EnerPHit-Sanierungen durchzuführen.
- Wenn Sie sichergehen möchten, dass die gelieferte Qualität auch wirklich stimmt, greifen Sie am besten auf qualifizierte Passivhaus-Fachleute zurück. Durch kontinuierliche Weiterbildung verfügen diese Planer/Berater/Handwerker*innen über den neuesten Wissensstand und viel Erfahrung im Bereich des hoch energieeffizienten Bauens.
- Darüber hinaus können Sie Ihr Gebäude zertifizieren lassen. Dies bestätigt die Qualität der durchgeführten Maßnahmen, garantiert die Bauschadensfreiheit und erhöht so den Wert Ihrer Immobilie.
Förderung und Beschlüsse
Beim Bau eines Passivhauses oder bei der Modernisierung zum EnerPHit-Standard können Sie staatliche Förderung beantragen. Einen ausführlichen Überblick über relevante Förderprogramme der Länder, des Bundes sowie der Europäischen Union erhalten Sie in der Förderdatenbank des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Alternativ können Sie sich auch bei Ihrer regionalen Energieagentur oder Verbraucherzentrale beraten lassen.
Fördermöglichkeiten gibt es in der Regel für das Gesamtvorhaben oder für Einzelmaßnahmen. Die Unterstützung erfolgt dann entweder in Form von Zuschüssen oder von zinsvergünstigten Darlehen.
Es lohnt sich auch immer ein Blick auf die Homepage Ihrer Kommune (Gemeinde / Stadt / Landkreis). So vergeben beispielsweise Düsseldorf, Hannover, Heidelberg und München eine höhere Fördersumme, wenn die geplanten Bau- und Sanierungsmaßnahmen über das gesetzlich geförderte Maß an Energieeffizienz hinausgehen und so der Passivhaus- oder EnerPHit-Standard erreicht wird. Auch einige kleinere Kommunen haben entsprechende Angebote.
Für kommunale Bauprojekte gibt es ebenfalls entsprechende Fördermöglichkeiten. In Hessen erhöht sich beispielsweise der Fördersatz bei der Gebäudesanierung von 65 % (Modernisierung auf einen Neubaustandard nach GEG, mindestens EG55) auf 75 % bis 80 %, wenn der ambitioniertere Standard "Passivhaus im Bestand" bzw. "Passivhaus im Bestand Plus Solar" angestrebt wird. Und auch in NRW werden kommunale und private Bauträgerinnen finanziell unterstützt, wenn das Ergebnis ein Passivhaus ist.
Vom hoch energieeffizienten Gebäudestandard überzeugt haben sich zudem einige Städte und Gemeinden dazu verpflichtet, öffentliche Gebäude nur noch im Passivhaus bzw. EnerPHit-Standard zu bauen oder sanieren. Dazu zählen unter anderem Frankfurt am Main und Coburg.